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Postfiliale Schild

Hotel „Weißes Ross“

Das Hotel war zweiter Gasthof am Markt und nach den großen Stadtbränden in den Jahren 1520 und 1593 wurde das Gasthaus neu aufgebaut. Der Neubau des Gebäudes wurde nach den damaligen Erfordernissen gestaltet; denn durch den regen Markthandel waren auch viele Geschäftsreisende in der Stadt und Umgebung unterwegs.

Im Hinterhofgebäude befanden sich damals der Pferdestall und die Kutscherstube – auch Rosstunnel genannt. 1683 wurde eine Postmeilensäule vor dem Gasthof gesetzt. Bereits 1724 war im Ross eine Posthalterei untergebracht und der Gastwirt David Müller besaß einen eigenen Postwagen.

Das „Weiße Ross“ kristallisierte sich als Spezialhaus und Hotel heraus. Das Haus verfügte über einen Saal und eine Kegelbahn, dadurch spielte sich hier ein reges kulturell-geselliges Theater- und Vereinsleben ab.

In der Mitte des 18. Jahrhunderts verfiel das „Weiße Ross“ leider zusehends, viermal wechselten in diesen Zeiten die Gastwirte. Am 12. Februar 1888 ging es in Flammen auf. 1920 beriet die Stadt aufgrund einer Information vom Reichsminister für Finanzen in Dresden, dass in einem privaten oder öffentlichen Haus das Finanzamt eingerichtet werden soll. Im Februar 1920 schloss die Stadt – vertreten durch den Bürgermeister – mit dem Gastwirt vom „Weißen Ross“ einen Kaufvertrag ab, der aber vom Reichsfiscus als nichtig erklärt wurde, weil die Stadt nicht berechtigt war, mit dem Gastwirt diesen Vertrag abzuschließen. Es wurde ein erneuter Vertrag mit dem Wirt gemacht. Vorher beschloss der Stadtrat im April 1920, dass das Gebäude an den Reichsfiscus übergeht.

Ebenfalls im April wurde durch den Reichsminister für Finanzen die Errichtung des Finanzamtes in dem Gebäude genehmigt. Bedingung war, dass eine Beamtenwohnung und 20 Büroräume zur Verfügung gestellt werden müssen. Daraufhin wurde im Mai 1920 die Auflassung an das Kretzschmarsche Grundstück – Gaststätte – erteilt. Es erfolgte eine Besichtigung des Gebäudes. Es musste der vorhandene Saal umgebaut werden. Der Stadtrat hatte dafür zu sorgen, dass die Auflassungsforderungen an die Aktien-Lagerbier-Brauerei und dem Gastwirt Röhner für den Reichsfiskus in die Stadtkasse eingezahlt wurden (20 TM und 5 TM). Außerdem wurde für 12 Jahre die Bedingung geknüpft, dass in diesem Haus keine Schankkonzession ausgestellt wird und damit der Stadt das Geld erlassen wurde, an den Fiskus zu zahlen. Ein Beamtenwohnhaus musste errichtet werden; denn es wurden 3 bis 5 Wohnungen benötigt. Der Kutscherstubeninhaber Voigt hatte daraufhin im Juni 1920 seinen Betrieb aufgegeben, damit dieses Gebäude für Wohnzwecke genutzt werden konnte.

Für die benötigten 20 Büroräume für das Finanzamt wurde im November 1920 mit dem Umbau des Kellergeschosses begonnen. Bauausführender war Herr Wimmer. Im Januar 1921 nahm das Finanzamt seine Arbeit auf. Im Erdgeschoss des damaligen Hotels befanden sich Geschäfte und entlang der Hohensteiner Straße war das Kammer-Lichtspiel-Theater. Familie Wimmer hatte mit dem Kammer-Lichtspiel-Theater und dem Konsum Meinersdorf Pachtverträge abgeschlossen. Frau Wimmer nahm dafür Miete ein und musste nun diese dem Finanzamt übergeben, da sie nur die Besitzerin war und das Finanzamt den Gebäudekomplex als ihr Eigentum ansah. Im September 1932 wurde die aufgewertete Hypothek in eine Grundschuld auf den Eigentümer – dem Deutschen Reichsfiskus – umgewandelt. Im Dezember 1950 ging das Grundstück als zweckgebundenes Vermögen an die Stadt zurück und damit entfiel die Erhebung von Nutzungsentgelten. Ab Dezember 1954 durften keine Mieteinnahmen durch Familie Wimmer für Kino und Geschäft eingenommen werden.

Bereits im Jahre 1951 wurden Handwerker beauftragt, im 1., 2. und Dachgeschoss Arbeiten für die Errichtung von Wohnungen durchzuführen. Die HO lehnte aus finanziellen Gründen die Verlegung ihrer Geschäftsräume ab. Es entstanden 10 Wohnungen. Im Gebäude waren nunmehr die Polizei, das Kino, die Konsum-Textilverkaufsstelle und neun Wohnungen untergebracht.

Dieses Gebäude wurde seit dem 2. Weltkrieg also vielseitig genutzt. In späteren Zeiten befanden sich im Gebäude zur Rathausseite hin das „Haus der Organisation“ und zur Hohensteiner Straße hin die „SED-Kreisleitung“. Heute befinden sich Rechtsanwaltskanzleien, Geschäftsbereiche der Stadtverwaltung, die Post, eine Bank und ein Laden darin.

Postfiliale vor 1934
Postfiliale 19. Jahrhundert
Postfiliale heute