27 – Amtsgericht, Hauptmarkt 10

Amtsgericht (früheres Rathaus) mit nebenstehendem Zuchthaus
Das Gerichtsamt befand sich früher in Hoheneck. Die Gerichtsstätte, ein sogenannter Schmalgalgen, war gut sichtbar für alle Reisenden an der Kreuzung des oberen Viehweges, der ins Zellerholz führte, aufgestellt. Später war das Amtsgericht in den alten Gebäuden der Burg Hoheneck untergebracht, die jedoch schon lange nicht mehr den Erfordernissen entsprachen und 1864 zum Gefängnis umgebaut wurden.
Im Jahre 1563 brannte das erste nachweisbare Rathaus ab. 1599 wieder aufgebaut, fiel es 1633 bei der großen Plünderung in Schutt und Asche. 1729 erfolgte der Neubau, der 1809 beim großen Brand von Stollberg wieder vernichtet wurde. Am 09.05.1812 wurde der Grundstein für das neue Rathaus gelegt.
Am 14. September wurde die neue – an Stelle der im Jahre 1809 mit dem Rathaus verbrannten Turmuhr – von dem Schlosser Taubner gefertigte Uhr, auf dem wieder erbauten Rathausturme in Gang gebracht. Bemerkenswert ist dabei, dass die alte Uhr am 14.09.1809 zuletzt früh 7.45 Uhr geschlagen hatte, darauf aber noch vor 8 Uhr mit dem Turme zusammengestürzt war. Originellerweise wurde die neue Uhr im Jahre 1812 ebenfalls am 14. September so in Gang gebracht, dass sie das erste Mal früh 8 Uhr weiterschlug. 1813 wurde der Rathausbau vollendet. Die im Mai 1813 von Andreas Hann in Chemnitz für das Rathaus gegossene Glocke, diente damals als Feuerglocke.
1850 trat der Rat sein Rathaus an den Staat ab, der das Justizsamt dorthin verlegte, was vorher in Hoheneck war. Das neue Rathaus wurde das ehemalige Preißsche Haus, was sich an der Stelle befand, wo das heutige Rathaus steht.
1852 wurde an das damalige Rathausgebäude, unter Einbeziehung der mit dem Rathaus vom Königlich-Sächsischen Staatsfiscus erworbenen angrenzenden Gebäude, ein Gefangenenhaus mit Archiv angebaut sowie das Hauptgebäude erweitert. Das an das Amtsgericht im Winkel angebaute Gebäude, Hauptmarkt 10 wurde räumlich voll ausgelastet. Unter anderem baute man einen Dachbodenraum aus, in dem die Kleidung der Gefangenen ausgebessert wurde – oder nicht in Benutzung befindliche Matratzen. Im Erdgeschoss wurde ein früher als Kohlenraum genutzter Raum als Baderaum eingerichtet. Bereits 1903 ist von Klosettanlagen mit Wasserspülung die Rede. 1903 wurde ein Waschhaus im Hof an das Amtsgericht angebaut.
Im jetzigen Gerichtsgebäude befinden sich Steintafeln, die wahrscheinlich aus den früheren Rathausbauten stammen. Eine stammt aus dem Jahre 1564, die andere aus dem Jahre 1599. Der obere Teil zeigt das Wappen der Stadt Stollberg und stammt wahrscheinlich aus einem früheren Rathausbau, der nach einem Brand 1599 errichtet worden ist. Offensichtlich hat er die Brände von 1633 und 1809 überstanden. Der untere Teil der nicht zusammengehörenden Steine stammt aus dem Jahre 1692, wahrscheinlich von dem Rathaus, das nach der Verwüstung von 1633 im Dreißigjährigen Krieg wieder aufgebaut worden ist. Der dritte Stein trägt die Jahreszahl 1564 und wurde in der Wand des Waschhauses des Amtsgerichts gefunden, wo er offensichtlich bei Errichtung desselben 1903 eingebaut wurde.





