loader-image
11:33, 10.03.2025
temperature icon 12°C
Ein paar Wolken
Altstadtschule Schild

Das, was heute als geschlossener Gebäudekomplex erscheint, entstand im 19. Jahrhundert in mehreren Bauabschnitten. An den verschiedensten Baugewerken waren 40 Firmen beteiligt.

Im Jahre 1859 wurde mit dem Bau der Bürgerschule begonnen. Die feierliche Weihe fand 1861 statt. 1879 folgten die Realschule und die Turnhalle. Die beiden Gebäudeteile wurden durch einen Verbindungsbau im Jahre 1896 vereinigt. Kleinere Umbauten wurden in den Folgejahren vorgenommen. 1939 wurden die Bühne und der Gymnastikraum an die Turnhalle angebaut.

1955/56 wurde eine Gasfeuerstätte errichtet und 1960/62 fand der Garagenbau statt. Im Jahre 1964 musste die Heizungsanlage saniert werden. Die Dacherneuerung der Turnhalle war 1985 notwendig. Um Heizkosten zu sparen, wurde 1986 die Heizungstechnik verbessert. Die Innenfarbgestaltung wurde im Jahre 1987 durchgeführt. Umfangreiche Sanierungsarbeiten wurden in den Jahren von 1987 bis 1989 im Sanitärbereich, der Turnhalle sowie der Holzbalkendecken über Keller-, Erd-, 1. Ober- und 2. Obergeschoss durchgeführt. Auch die Elf-Anlage musste 1987 rekonstruiert werden. In den Jahren 1988/89 konnte dann der Dachstuhl in Angriff genommen werden. 1987 wurde mit dem Heizungsprojekt in der Turnhalle begonnen. 1989 ist die Wärmeversorgungsrohrleitung/ Heizungsanlage überholt worden. Die Freiflächen der Altstadtschule waren in den vergangenen Jahren vernachlässigt worden und wurden deshalb 1987 neu gestaltet. In den Jahren 1991 bis 1994 wurde die Heizungsumstellung vorgenommen.

Streng getrennt haben Mädchen und Knaben früher in Stollberg gelernt. In der heutigen Altstadtschule befand sich die Mädchenschule. Das Ministerium hat 1910 festgelegt, dass es keine höheren Mädchenschulen mehr geben darf. Es wurde deshalb die Bürgerschule 1912 reorganisiert. Das bedeutete, dass Klassen wieder zusammengelegt wurden. Es gab also sowohl getrennte Klassen nach Mädchen und Jungen als auch gemischte Klassen. Für die Seminarschule waren damals keine Kinder vorhanden. Im Jahre 1914 erfolgte die Umwandlung der seit 1897 bestehenden Bürgerschule in eine Einheitsschule und wurde damit zu einer mittleren Volksschule. In den Jahren 1916 bis 1919 waren steigende Schülerzahlen in der Realschule vorhanden. In der Realschule war eine Handfertigkeitsschule (Berufsschule) integriert. In dieser gewerblichen Fortbildungsschule konnte die Reifeprüfung der Realschule für spätere Beamte und Kaufleute erworben werden. Eine Verordnung des Kultusministeriums von 1918 legte fest, dass dies keine Einheitsschule, sondern eine allgemeine Volksschule ist.

Am 6. Februar 1919 wurde einstimmig der Beschluss gefasst, dass dies eine städtische Realschule ist. Die Einschulung der Kinder wurde 1941 von Ostern auf Herbst verlegt, das hatte zur Folge, dass zwei sogenannte Kurzschuljahre vorangingen (von April bis November und von Dezember bis Juli). 1945 musste der Schulbetrieb eingestellt werden, da im Erdgeschoss ein Lazarett eingerichtet und im oberen Stockwerk Flüchtlinge untergebracht wurden. Am 01.10.1945 wurde der Schulbetrieb wieder aufgenommen. Am 24.01.1948 wurde die Schule in „Alfred-Kempe-Oberschule“ umbenannt.

Die Kochschule (jetzige Turnhalle der Altstadtschule)

Am 7. Februar 1850 wurde im Zeißlerschen Haus mit fünf Pfleglingen eine Kinderbewahrstation (Rettungshaus) eröffnet. In dieser gemeinnützigen Rettungsanstalt sollten verwaiste, arme, verlassene oder der Gefahr der Verwahrlosung entgegengehende Kinder untergebracht werden. Zweck der Anstalt sollte sein: Ihre Zöglinge durch eine einfache, gesunde Kost und Kleidung zu körperlich brauchbaren und durch Gewöhnung zur Arbeit, Ordnung, Gebet und Gottesfurcht zu rechtschaffenen und christlichen Mitgliedern der menschlichen Gesellschaft zu erziehen. Das schwere und bedeutungsvolle Amt der Pflegeeltern übernahmen der Webermeister Zeißler und seine Ehefrau. Teilnehmende reichliche Unterstützung machte es möglich, die Zahl der Zöglinge bis auf 25 zu steigern. Im Jahre 1853 wurde an der unteren Mühlenstraße – die Bürgerschule stand noch nicht – für die Kinderbewahranstalt aus freiwilligen Mitteln ein eigenes, neues, massives Heim, die nunmehr abgebrochene Kochschule, erbaut.

Am 31. Oktober 1854, am Reformationstag, übersiedelte in Gegenwart der geistlichen und weltlichen Behörden und einer ziemlichen Zahl angesehener Einwohner der Stadt die Kinderbewahranstalt aus dem von ihr seither innegehabten Zeißlerschen Haus in das neue für sie erbaute Anstaltsgebäude, womit zwar eine einfache, aber würdige und der Sache entsprechende Feierlichkeit verbunden war. 25 Kinder erhielten in diesem neuen Hause Unterkunft, Unterhalt und Erziehung. Das Jahr 1868 wurde für die Kinderbewahranstalt ein Jahr schweren Unglücks; denn am 8. September dieses Jahres brach in einer Dachkammer Feuer aus, welches den Dachstuhl völlig zerstörte. Der Verdacht, den Brand verursacht zu haben, lenkte sich auf einen in der Anstalt untergebrachten Knaben aus Meerane. Das gelagerte Stroh und Reißig wurde durch ein angebranntes Streichholz entfacht. Die Insassen des Rettungshauses wurden einstweilen im städtischen Krankenhaus untergebracht. Das vom Brand zerstörte Gebäude wurde neu aufgebaut und bald wieder bezogen. Als im Neubau des Bezirkskranken- und Bezirksarmenhauses eine Kinderstation mit untergebracht wurde, wurde die Rettungsanstalt aufgelöst. Das Gebäude ging in städtischen Besitz über.

In dem freigewordenen Hause wurden Privatwohnungen eingebaut und vermietet. Die freigewordenen Räume dienten verschiedenen Zwecken. Einige Jahre war im Erdgeschosse der Kindergarten untergebracht. Als das Postgebäude am Postplatz verkauft wurde, nahm die Kochschule in den allerdings sehr beschränkten Räumen das kaiserliche Postamt auf, das im Jahre 1887 nach Fertigstellung des neuerbauten Rathauses mit Einzug in die schönen neuen Amtsräume hielt. Als 1886 auch der neue Anbau an das alte Rathaus mit abgebrochen wurde, verlegte man das darin untergebrachte städtische Spritzenhaus in einen Teil des Erdgeschosses der Kochschule. Nun gab es auf dem Platze vor der Kochschule oft ein recht belebtes Bild; denn von hier aus rückte die Feuerwehr zu Übungen, aber auch Bränden aus. Erst im Jahre 1930 wurden die Feuerwehrgeräte in dem neuerbauten Feuerwehrdepot an der Chemnitzer Straße untergebracht.

Am 10.08.1889 erfolgte die Ausschreibung zum Umbau des Kinderrettungshauses. Ein Teil des ehemaligen Spritzenhauses wurde als Autogarage umgebaut. Der andere Teil aber nahm in der Zeit furchtbarer Not während des Weltkrieges die städtische Volksküche auf. Im Obergeschoss befand sich die Mädchenberufsschule. Nahe dem Gelände der ehemaligen Kochschule wurde nach 1900 die Turnhalle errichtet. Am 27.02.1939 erfolgt der Abbruch der damaligen Kochschule, die ursprünglich als Kinderbewahranstalt errichtet worden war. Neben dem alten Turnhallengebäude wurde der Rundbau angebaut. Da die Turnhalle nicht mehr den Erfordernissen einer Turnmehrzweckhalle genügte, wurde sie grundhaft Mitte März 2005 im Rahmen des Programms „Stadtumbau Ost“ saniert.

Stollberger Heimaterinnerungen von Oberlehrer i.R. Karl Ahner

Einrichtung einer Lehr- und Schulküche

In damaligen Zeiten gab es das obligatorische Fach Haushaltungsunterricht – mit dem heutigen Fach Hauswirtschaft vergleichbar. Die Kochschule wurde als städtische Volksküche genutzt, denn für ein geringes Entgelt erhielt die notleidende Bevölkerung ein reichliches, wohlschmeckendes und gut zubereitetes Mittagsmahl.

1907 war die Kochschule ein Teil der Bürgerschule. 1908 plädierte der Ausschuss für die Errichtung des Kochschulunterrichtes in der Bürgerschule zu Michaelis und schlug als geeignetes Gebäude das Rettungshaus vor. Die Kochschule wurde 1908 also zwangsweise im Obergeschoss des damaligen Rettungshauses untergebracht und das Gebäude unmittelbar bis zur Turnhalle verlängert. Am 06.10.1908 war die offizielle Freigabe des Unterrichts in der Kochschule. Im Mai 1910 erging ein Aufruf, dass auch Frauen und Mädchen in Abendkursen die Kochschule besuchen können. 1922 ist die Kochschule in den Besitz des Schulverbandes übergegangen und sollte entsprechend den wirtschaftlichen Verhältnissen als Schulküche genutzt werden. 1925 erfolgte der Verkauf des Inventars an den Berufsschuleverband. 1929/30 wurde die Schulküche und Kochschule für Schülerinnen genutzt, trotz der überalterten Ausrüstung aus dem Jahre 1908. Die Volksküche und den Spritzenraum wollte die Kochküche 1930 mit übernehmen. Wohlfahrtsverbände kochten dort für Hilfsbedürftige.

Altstadtschule frühere Ansicht
Altstadtschule frühere Ansicht
Altstadtschule frühere Ansicht
Altstadtschule heutige Ansicht
Altstadtschule heutige Ansicht
Altstadtschule heutige Ansicht