Areal Stalburc/Hoheneck
Hoheneck - Ein Areal mit vielen Gesichtern
Erbaut als eine Ritterburg, unter „Stalburc“ bekannt, diente sie als Namensgeberin der Stadt Stollberg. Als „Schloss Hoheneck“ ist sie erstmals 1704 erwähnt worden. Dieser Name blieb bis ins Jahr 2018. Nun gab es eine Umbenennung in „Areal Stalburc/Hoheneck“. Zum einen um wieder zum Ursprung der Stadt Stollberg zurück zukommen und zum anderen um dem würdigen Gedenken an die zu Unrecht inhaftierten Frauen im Rahmen der Gedenkstätte gerecht zu werden.
Von der Burg zum Schloss
Schlösser entstanden erst im 15./16. Jahrhundert, wobei auch viele Burgen zu Schlössern umgebaut wurden. Dennoch ist Hoheneck auch weit entfernt von einer Burg. Abgetragen und 1862 wieder aufgebaut, wurde das Areal als erstes königlich-sächsisches Weiberzuchthaus genutzt. Am meisten prägte jedoch die Inhaftierung von politisch gefangenen Frauen in der Zeit der DDR. Seit der Wende bis zur Schließung 2001 war hier eine Justizvollzugsanstalt für Männer und Frauen.
Und heute? – Gibt es neues Leben auf Hoheneck.
Mit dem Einzug der Phänomenia, einer interaktiven Lern- und Erlebniswelt für Kinder und naturwissenschaftlich interessierten Erwachsenen, wandelt sich die ehemalige Justizvollzugsanstalt Hoheneck vom Gefängnis zur Gedenk- und Bildungsstätte. Des Weiteren wird nach der zweiten Umbauphase das Stollberger Kinder- und Jugendtheater „Burattino“ sowie auch die Dauerausstellung zur Gedenkstätte Frauenzuchthaus Hoheneck zur Erinnerung an die politisch Verfolgten und in Hoheneck inhaftierten Frauen errichtet. Auch eine experimental-archäologische Ausstellung, das ABORA Science Center, ist in Planung. Voraussichtliches Ende der Baumaßnahmen: 2022.
Mehr Infos dazu erfahren Sie unter www.areal-hoheneck.de sowie www.gedenkstaette-hoheneck.de
Link: virtuelle Gedenkstätte „Der Hoheneck-Komplex"
Gedenkstätte Hoheneck
Im Rahmen der derzeitigen Baumaßnahmen werden auch die Räumlichkeiten für die zukünftige Dauerausstellung zur Gedenkstätte Hoheneck ertüchtigt.
Ab Juli 2019 werden aufgrund von Baumaßnahmen zur Errichtung der Dauerausstellung zur Gedenkstätte Hoheneck vorerst keine Führungen mehr durchgeführt. Nach Beendigung der Baumaßnahmen ist der Zellentrakt des ehemaligen Frauengefängnisses wieder in vollem Umfang begehbar. Neuigkeiten erfahren Sie zukünftig auf unserer neuen Webseite www.gedenkstaette-hoheneck.de. Diese befindet sich derzeit noch im Aufbau.
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an:
Gedenkstätte Hoheneck
Herr Prof. Dr. Appelius
Herrenstraße 5
09366 Stollberg
Tel.: 037296/4404-17
Fax: 037296/4404-50
E-Mail: gedenkstaette@stollberg-erzgebirge.de
Phänomenia
Die Interaktive Lern- und Erlebniswelt „Phänomenia“ möchte einen Erlebnis-, Bildungs- und Kulturort zugleich schaffen, in dem Kinder die Möglichkeit erhalten, ihre Lebensumwelt zu erforschen, in ihr zu experimentieren, sie spielerisch kennen zu lernen und dabei ihre Sinne zu stärken. Dabei wird die Wissbegierde von Kindern gefördert, wissenschaftliche Kenntnisse erweitert und das Verständnis für Naturwissenschaft und Technik gefördert.
Öffnungszeiten
Normalzeiten: Montag: geschlossen
Dienstag - Donnerstag: 08.30 - 15:30 Uhr
Freitag/Samstag/Sonntag und Feiertag: 11:00 - 18:00 Uhr
Ferienzeiten: Montag – Freitag 08:30 – 17:00 Uhr
Einlassschluss ist 1 Stunde vor der Schließung.
Bei Bedarf sind einzelne Veranstaltungen auf Anfrage auch außerhalb dieser Zeiten möglich.
Mehr Infos unter www.phaenomenie.de
Historie des Areals
Die Entwicklung Hohenecks verlief von einer Ritterburg zur Justizvollzugsanstalt. Der Kernbereich der JVA wird von einer imposanten Mauer mit ca. 420 m Länge, davon 100 m saniert, umschlossen. Das Gesamtareal der Liegenschaft umfasst derzeit eine Fläche von ca. 53.746 m². Die historischen Bauwerke im Kernbereich unterliegen dem Denkmalschutz. Die Burg Hoheneck war ursprünglich unter dem Namen „Staleburg“, „Staleburc“ oder auch „Staleburgk“ bekannt. Ihre Geschichte ist aufs Engste verknüpft mit der Entwicklung der Stadt Stollberg. Dies findet sich auch im Namen „Stollberg“ wieder. Der Name der Burg tritt urkundlich zum ersten Mal im Zusammenhang mit einem gewissen Hugo von Staleburgk 1244 auf. Als Schlossherr wird aber erst 1287 ein Erkenbert, Burggraf von Staleburgk, in einer Urkunde des Klosters Somzig genannt. Der Nachweis für die erstmalige Nennung der Siedlung Stollberg gelang im Jahre 1296; Dominius Hermanus plebanus (Priester) de Stallburch. Mit den im sächsischen Staatsarchiv befindlichen Briefen des Markgrafen Karl von Mähren, dem späteren Karl IV., an Bischof Johann I. von Meisen, in denen die „civitas“ Stollberg im Zusammenhang mit einem Raubüberfall am Fuße der „Staleburc“ aus dem Jahre 1343 benannt wird, erfolgte die erste urkundliche Erwähnung von Stollberg als Stadt. 1473 kaufte der durch den Silberbergbau im Erzgebirge reich gewordene Bischof Dietrich der IV. von Schönburg gemeinsam mit seinen beiden Neffen Heinrich und Caspar die Herrschaft Stollberg. 1564 ging die Herrschaft Stollberg für die gewaltige Summe von 74.222 Gulden an den sächsischen Kurfürst August I. Dieser gedachte die alte Stalburg als Jagdschloss auszubauen und nutzte sie auch eine Zeit lang als solches.
Bereits 1587 waren die Zeiten der Jagdfeste in Stollberg vorbei. Durch den Bau der Augustusburg blieb kein Geld mehr für das Jagdschloss Stollberg übrig. 1602 brannte das Schloss ab. Zwischen 1606 und 1609 wurde im vorderen Teil des Schlosses das neue Amtshaus errichtet. Durch den 30-jährigen Krieg verfiel das Schloss wieder. 1704 tritt in einem Lehensschein erstmals die Bezeichnung „Schloß Hoheneck“ auf. 1812 begann der Bau eines neuen Amtshauses. Im 1815 wieder aufgebauten Schloss befand sich bis 1856 das Rentamt und Justizamt.
Das Schloss wurde 1862 abgetragen und an gleicher Stelle das so genannte königlich-sächsische Weiberzuchthaus errichtet. 1886 wurden die in Hoheneck inhaftierten Frauen nach Waldheim verlegt. Durch umfangreiche Erweiterungsarbeiten entstand eine Landesstrafanstalt für Männer. Immer wieder waren in Hoheneck auch Inhaftierte untergebracht, die aus politisch motivierten Gründen verurteilt wurden. Während der Weimarer Republik waren es die so genannten „Roten Bergleute“ aus dem Lugau-Oelsnitzer Steinkohlenrevier. In der Zeit von 1933 bis 1945 Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus und nach 1945 schließlich Verurteilte der Sowjetischen Militär Administration in Deutschland (SMAD).
Im Februar 1950 kamen aus dem Konzentrationslager Sachsenhausen 1.119 Frauen mit 25 Kleinkindern nach Hoheneck. Bis 1989 wurden hier Frauen gefangen gehalten, die sich gegen die Diktatur der DDR gewehrt hatten. Aber auch wirklich Kriminelle saßen in Hoheneck Haftstrafen von drei Jahren bis lebenslänglich ab. Oft waren bewusst Politische und Kriminelle in einer Zelle untergebracht. Eine der bekanntesten Gefangenen war die ehemalige KZ-Aufseherin Bergmann, die 35 Jahre in Hoheneck einsaß. Die Belegung schwankte in den Jahren 1945 bis 1989 zwischen 400 und 1600 Gefangen. In den 1950ern arbeiteten die Gefangenen in der Gärtnerei, Näherei, Landwirtschaft, Tischlerei, Schweinemast, im Reinigungskommando usw. Ab den Sechziger Jahren mussten die Inhaftierten in Fabriken außerhalb der Anstalt wie z.B. ESDA, Spinnerei Venusberg arbeiten, aber auch innerhalb der Gefängnismauern lief die Produktion für ESDA, Planet Eppendorf, Zentralwerkstatt und Elektromotoren Grünhain. Im Herbst 1989 kam es zu Arbeitsverweigerungen und Hungerstreik für eine Amnestie bzw. Verbesserungen der Haftbedingungen. Am 16. Dezember 1989 trat für 169 Frauen eine Amnestie in Kraft. Von 1994 bis zum endgültigen Freizug im Mai 2001 war die Haftanstalt von Frauen und Männern belegt.
Nach der Schließung 2001 stand das Gefängnis 2 Jahre leer und wurde 2003 an die Artemis GmbH in Chemnitz verkauft, die auf dem Areal ein Erlebnishotel mit Restaurants einrichten wollte. Die Artemis GmbH nahm jedoch wieder Abstand von ihren Plänen aufgrund der Entrüstung und des Protestes der Opferverbände. Nach dem Besuch damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff im Jahre 2011, der dazu aufrief, ein würdiges Gedenken an die Opfer der SED-Diktatur zu ermöglichen, kaufte die Stadt Stollberg im Jahre 2014 die ehemalige Frauenhaftanstalt für 160.000 Euro von der Artemis GmbH und begann mit der vom Land Sachsen geförderten Sanierung.
Im Frühjahr 2017 wurde der Nordflügel fertiggestellt, in dem die interaktive Lern- und Erlebniswelt „Phänomenia“, die bisher in Glauchau ansässig war, am 13.05.2017 ihre Eröffnung feierte. Im Rahmen der weiteren Sanierungsarbeiten, die im November 2019 begonnen haben, wird im Westflügel die Fläche für die Dauerausstellung zur Gedenkstätte Frauenzuchthaus Hoheneck errichtet. Auch das Kinder- und Jugendtheater „Burattino“ wird zukünftig seine Spielstätte in den obersten Etagen des Westflügels wiederfinden. Die Orgel, die sich im Kappellensaal des Westflügels befindet, wird ebenfalls saniert. In dem original erhaltenen Zellentrakt des Südflügels werden nach wie vor Führungen der Gedenkstätte stattfinden, während das Dachgeschoss für das geplante Abora Science Center ausgebaut wird. Auf unserer Homepage finden Sie dazu immer die aktuellsten Neuigkeiten. Fortwährendes Reinschauen lohnt sich.
Verschiedene Veröffentlichungen über die Bedingungen und Erlebnisse in dieser Haftanstalt
- Gerhard Finn "Die Frauen von Hoheneck"
- Ulrich Schacht "Hohenecker Protokolle"
- Alexander Latotzky "Kindheit hinter Stacheldraht"
- Ines Veith "Klipp, Klapp, Holz auf Stein"
- Petra Koch "Menschenwege-Politisch inhaftiert auf Burg Hoheneck"
- Ellen Thiemann "Stell dich mit den Schergen gut"
- Stadtverwaltung Stollberg "Vergittertes Schloss - Hoheneck im Wandel der Zeit"
- Beitrag des MDR "Regelmäßige Neujahrskonzerte für gefangene Frauen" Rechte MDR
Dauerausstellung "Politische Haft in Hoheneck - Frauen als politische Gefangene"
Dauerausstellung in der Stadtbibliothek zu den Öffnungszeiten:
Montag 10:00 - 12:00 Uhr und 14:00 - 17:00 Uhr
Dienstag 12:00 - 18:00 Uhr
Mittwoch geschlossen
Donnerstag 12:00 - 18:00 Uhr
Freitag 10:00 - 12:00 Uhr
Samstag 09:00 - 12:00 Uhr