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Vogelperspektive Raum

Das kleine Dorf Raum, jetzt Ortsteil der Kreisstadt Stollberg, an der Straße zwischen Hartenstein und Lößnitz gelegen, zählt nicht zu den alten Dorfgründungen in unserem Gebiet.

Der Name des Dorfes ist älter als die Siedlung selbst. Ursprünglich ist die Bezeichnung „Raum“ ein Flurname. Er bezeichnete eine freie Fläche auf der 500 m hohen, zur Grafschaft Hartenstein gehörenden Ebene. Der jetzt noch bestehende Gasthof bildete den Ursprung des Dorfes.

Das Gründungsjahr des Gasthofes gibt das Thierfelder Kirchenarchiv mit dem Jahr 1652 an. Dieses Datum wird damit auch der Ortsgründung des Dorfes Raum zugrunde gelegt. Bis 1685 war jedoch auf dem „Raum“ keine weitere Besiedlung.

Altes Fachwerkhaus Raum

Eine rege Bautätigkeit setzte erst nach 1685 ein. Im Zeitraum von 40 Jahren entstanden 40 Wohnhäuser. Eine Ortsbeschreibung aus der Zeit um 1820 besagt: „Raum ist eng zusammengebaut, enthält meist Gärtner und Häusler. Im ganzen 55 Wohnungen und 300 Bewohner.“

Neben der eigentlichen Baustelle erhielt der Ansiedler nur wenig Grundstück hinter dem Haus. So kommt es, dass die Raumer Ortsflur auch recht nahe hinter den Häusern endet. Landwirtschaft gab es nur im geringen Maße. Ausreichende Arbeit fanden die damals in Raum ansässigen Schmiede. Durch den steil ansteigenden Straßenzug von Hartenstein herauf und den lebhaften Fuhrwerksbetrieb im Ort, hier treffen sich 2 uralte Verkehrswege, gab es ständig Reparaturarbeiten an den Gespannen. Eine gewisse Berühmtheit erlangte der Gasthof „Grüne Tanne“ durch einen seiner früheren Wirte. In den Jahren 1691 bis 1692 war der Räuberhauptmann und Pferdehändler Nicol List Pächter. Im Eingangsbereich des Gasthofes findet man dazu eine Gedenkschrift.

Ein weiteres geschichtsträchtiges Anwesen ist die Meisterei. Ursprünglich die Wohnstätte des Scharfrichters und Abdeckers der Grafschaft Hartenstein. Ihr Entstehungsjahr wird mit 1712 beziffert, und somit ist sie jünger als der eigentliche Ort. Das Gebäude erlebte eine sehr wechselvolle Geschichte.

Nach dem 2. Weltkrieg war sie Kinderheim, ab 1966 Bezirksschule für Lehrerfortbildung, bis 1998 gehörte sie zum Kultusministerium Sachsen als sächsische Akademie und war im Ort ein wichtiger Arbeitgeber. Seitdem steht das Gebäude leider leer und wartet auf eine neue Nutzung.

Altes Bild von Haus in Raum

In der Zeit nach 1945 wurde für viele Einwohner der Grundstein für den eigenen Broterwerb gelegt. Mit der Kollektivierung der Landwirtschaft in den 50er Jahren entstand im Ort die LPG „Karl Stülpner“ vom Typ I.

Viele Einwohner arbeiteten aber auch in den angrenzenden Städten wie Lößnitz, Aue und Stollberg. Bis zum Jahr 1966 existierte in Raum eine eigene Schule. Mit der Wende 1989 gab es in Raum, wie überall im Lande tiefgreifende Veränderungen. Arbeit zu haben, war keine Selbstverständlichkeit mehr. Jeder Einzelne musste bemüht sein, seine Existenz zu sichern.

Der Ort, der viele Jahre zu Beutha gehörte, ist seit dem 01.01.1999 Ortsteil von Stollberg.

W. Richter