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Jakobikirche Schild

Die Jakobikirche (Ausgang 15. Jahrhundert)

Die Bauzeit der Marktkirche, die dem Apostel Jacobi – dem Schutzheiligen der Händler und Kaufleute – geweiht war, wird vor 1440 angenommen. Die erste Jakobikirche war ein spätgotischer Bau und zeigte – wenn man vom Turm absieht – eine verblüffende Ähnlichkeit mit der Marienkirche. Der Turm trug ein Türmerhäuslein aus „gekleibtem“ Fachwerk und mit einem Schornstein versehen. In der Turmstube wohnte der Hausmann als Turmwärter, mit Ausblick nach allen vier Himmelsrichtungen. Er erhielt in der Woche 15 Groschen Lohn von der Wache und dem „Blasen vom Turm“, dazu Kleider und Lichtgeld. Ein Brandeisen diente wohl zum Anschlagen bei Feuergefahr. Fünf Glocken läuteten vom Turm. Außerdem war ein „Seigerhäuschen darin die Stadtuhr und die Schelle angebaut“.

Der mit einer Mauer umgebene Friedhof um die Kirche umfasste nach dem Markt zu noch eine Brandstätte. Rings um die alte Kirche ruhten die Toten, die Mitglieder der adligen Familien aber unter dem Altarplatz. 1594 soll auf dem Kirchhof um die Jakobikirche die letzte Leiche beerdigt worden sein. Seit 1556 wurden die Toten auf dem neu angelegten Gottesacker links der Schneeberger Straße zu Grabe getragen, nachdem zuvor in der Marienkirche, der Totenkirche, die Leichenpredigt gehalten worden war. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts befindet sich der Gottesacker auf der anderen Seite der Schneeberger Straße (mit einem gewaltigen Kruzifixus, gestiftet 1557 von Heinrich von Schönberg). Durch den Friedhof führten zwei Tore mit Schwibbogen, das obere beim früheren Ketten-HO, das Untere am Ausgang zum Rossmarkt. Über dem unteren Tor war ein Schwibbogen-Häuschen errichtet, Kirft oder Karft (von Kirchfahrt) genannt. In Pestzeiten hielt sich hier isoliert der Totengräber gegen Wartegeld auf. Später diente es dem angrenzenden Apotheker für seine Kräuter als Trockenboden.

Den Kirchhof umstanden die geistlichen Gebäude: die Pfarre, das Diakonat, die Lateinschule und die Kantorei. Beim Stadtbrand am 05.08.1633 sank auch diese Kirche in Trümmer, und später wurde sie unter teilweiser Verwendung der alten Umfassungsmauer in ihrer heutigen Gestalt als breiter flachgedeckter Saal wieder aufgebaut. Vom Turm blieb ein 40 Ellen hoher Rest stehen. Die aus dem Schutt herausgesuchten Erzklumpen der geschmolzenen Glocken wurden in Zwickau in zwei neue gegossen. (Die Kosten wurden mühselig durch freiwillige Spenden und Auflagen getragen.) Der Gottesdienst fand zu dieser Zeit in der Marienkirche statt.

1653 wurde der Grund zur neuen, 6 Ellen erweiterten Jacobikirche gegraben. Der Turmrest musste wegen Geldmangel stehen bleiben. Am 05.04.1659 war die feierliche Weihe der neuen Kirche. Ein hölzerner Glockenturm neben der Kirche musste noch lange als Provisorium dienen, da das Geld für den Neubau fehlte. Erst 1774 wurde die schadhafte Turmruine um 24 Ellen bis auf das Kirchendach abgetragen und mit einer bretternen Überdachung versehen.

Am 18. Mai 1833 entzündete der Blitz bei einem heftigen Gewitter in dem Dachturm einen hoch über der Spindel befindlichen Balken, spaltete mehrere Sparren des Turmes und sprengte viele Schiefer von der langen Bekleidung des Turmes, die meisten an der dem Markte zugekehrten Seite. Der Turm war durch die Gewalt des Blitzes zerstört worden, ebenso das Dach, Mauerwerk und viele Fenster. Im Anschluss an die Reparaturarbeiten wurden später Blitzableiter angebracht. Am 29.03.1840 begann der Umbau der Kirche. Der Gottesdienst wurde in dieser Zeit in der Marienkirche abgehalten.

Der erste Spatenstich zum Bau dieses Kirchturms erfolgte am 01.05.1878 und am Dienstag, dem 15.10.1878, nachmittags von drei Uhr an begann die Aufsetzung des Turmknopfes mit dem darauf befindlichen Kreuz. 1879 wurde der Turmbau beendet und am 09.08.1879 war die Kirchturmglockenweihe. Die Glocken von St. Jacobi gingen dreimal durch Kriegseinwirkungen verloren (30-jähriger Krieg, 1917 und 1942).

1920 gab es wieder eine Glockenweihe und 1935 wurden die Obelisken auf dem Turm wegen Baufälligkeit entfernt. Die letzte Glockenweihe fand am ersten Adventssonntag 1953 statt. Am 31.10.2005 zum Reformationstag der Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde St. Jacobi Stollberg wurde wieder eine festliche Glockenweihe für die in der Kunstgießerei Lauchhammer gegossenen 3 Bronzeglocken abgehalten. Außerdem gab es einen Neubau des Glockengestühls.

Die Orgel der Jakobikirche

Wolfgang Amadeus Mozart hat sie zur „Königin der Instrumente“ gemacht – die Orgel. Das majestätische Attribut trägt sie wegen ihrer Größe und Klangfülle. Und Königinnen haben meist eine interessante Geschichte. Die 1653 bis 1659 erbaute Jakobikirche in Stollberg erhielt 1842 eine neue Orgel, hergestellt und eingebaut von Orgelbaumeister Jehmlich. Dieser Name ist sozusagen ein Ritterschlag für das königliche Instrument. Ein Umbau erfolgte 1914. Ende der 70er Jahre war das Instrument allerdings so kaputt, dass eine Neuanschaffung nötig war.

Seit 1986 gehört die nunmehr dritte Orgel zu den wertvollsten Ausstattungsstücken des Kulturdenkmales St. Jakobikirche. Sie ist ebenfalls ein Werk von Karl Eduard Jehmlich und war 1883 ursprünglich für das Gotteshaus in Olbersdorf bei Zittau gebaut worden. Da die dortige Kirche Anfang der 80er Jahre dem Braunkohlentagebau weichen musste, gelang es dem damaligen Kantor Ekkehard Winkler, in Zusammenarbeit mit dem Landeskirchenamt die Orgel in die Kirche nach Stollberg zu holen. Am 1. Februar 1984 war es so weit. Die Kirchenorgel kam, in 13 Kisten verpackt, in Stollberg an. Drei Monate später begann der Ausbau der alten und der Einbau des neuen, weitgereisten Instrumentes.

Geweiht wurde sie im Oktober 1986. „Es ist eine mechanische Orgel der Barockzeit mit einem klaren Klang, die letzte, die nach dem Prinzip von Gottfried Silbermann gebaut wurde“, so der Kirchenmusikdirektor Henoch Schürer. An seinen Dienstbeginn als Kantor 1993 in Stollberg erinnert er sich noch genau: „Als ich das erste Mal die Orgel spielte, war ich eher enttäuscht als begeistert. Sie war doch sehr verstimmt, weil sich nahezu zwei Jahre lang kein hauptamtlicher Kantor um das Instrument gekümmert hat. Doch dieses Musikinstrument muss gehegt und gepflegt und natürlich viel gespielt werden.“ Eine Königin eben.

Die Geschichte der Orgel reicht bis ins Jahr 170 vor Christus zurück. Zwar war diese Konstruktion noch nicht ausgereift, aber trotzdem bei Hofe, im Theater und Zirkus bekannt. Die Blütezeit des Orgelbaus begann ab dem 10. Jahrhundert, nachdem das immer weiter entwickelte Instrument in christlichen Kirchen verwendet wurde. Jede Kirchenorgel ist ein Unikat, mit verschiedenen Klangfarben und Hunderten Kombinationsmöglichkeiten, von ganz hell bis ganz dunkel. Die längsten Pfeifen erzeugen einen Ton, der nur noch als rumpelnde Erschütterung wahrgenommen wird, die kürzesten Pfeifenkörper erinnern an eine Hundepfeife und sind von älteren Menschen nicht mehr zu hören.

Während der Innenrenovierung der Stollberger Kirche von 1996 bis 1999 wurde die Orgel zwar ordentlich verpackt, aber eine Generalüberholung war danach trotzdem nötig. Nach Reparatur- und Reinigungsarbeiten im Jahr 2002 wurden die 1730 Pfeifen wieder eingesetzt, intoniert und gestimmt. Vor jedem großen Konzert und vor allem nach den Wintermonaten muss die Orgel gestimmt werden. Besonders größere Temperaturschwankungen wirken sich ungünstig auf das Instrument aus.

St. Jakobikirche - die Marktkirche zu Stollberg
St. Jakobikirche - die Marktkirche zu Stollberg
St. Jakobikirche - die Marktkirche zu Stollberg
St. Jakobikirche Innenansicht
St. Jakobikirche Orgel