19 – Wohn- und Geschäftshaus / Städtisches Wannenbad, Roßmarkt 12

Besitzer:
- Kaiser, Wenzelaus (Schuhmachermeister)
- Deubner, Franz Gustav (Kaufmann)
- Pester, Oskar
- Herr Wolf
- Stadt Stollberg
Geschichtliche Daten:
- 1877 Wohnungseinbauten von Herrn Kaiser
- 1897 käuflich von Franz Gustav Deubner erworben
- 09/1897 beabsichtigt Herr Deubner das Haus abzutragen und an selber Stelle ein neues Wohn- und Geschäftshaus zu erbauen. Bittet um baldige Genehmigung, da er mit dem Abriss noch in diesem Jahr beginnen will.
- 09/1898 erst die Genehmigung erhalten
- 1908 neuer Besitzer Pester beabsichtigt, einen Küchenaustritt (Balkon) anzubauen.
Bereits 1860 gab es in Stollberg ein Wannenbad, es befand sich neben dem Freibad in Stollberg. Dort wurden schon in dieser Zeit medizinische Bäder, Kalt- und Warmbäder angeboten.
Das neue städtische Wannenbad wurde im Jahre 1935 in das leerstehende Geschäftshaus eingebaut, welche eine schöne Architektur aufweist. Am 01.02.1938 eröffnete das städtische Wannenbad. Die Vorderfronten sind mit württembergischem Muschelkalk verblendet und Stuckmuster zieren die Fassade. Während die Baderäume und sonstigen Räume nach damaligen Verhältnissen als sehr gut zu bezeichnen waren, entsprachen das Kesselhaus sowie Kohlenbunker und Heizraum schon damals keinesfalls den Ansprüchen.
Nachdem nun nach 1945 die Anlage überwiegend mit Rohkohle beheizt werden musste, waren die Verhältnisse in den Heizräumen derart schlecht, dass der Heizer erkrankte und die Arbeitsamtsinspektion sowie das Amt für Hygiene das gesamte Bad 1954 sperrte.
1957 waren zum überwiegenden Teil die überalterten Wohngebäude ohne Bad, sodass das Wannenbad zu den dringlichsten sanitären Anlagen der Stadt gehörte. Immerhin wurden im Wannenbad jährlich 18000 Bäder verabreicht.
Eine Ausweichmöglichkeit war nicht vorhanden, weshalb der Badebetrieb befristet wieder genehmigt werden musste. Der geplante Neubau scheiterte 1955 an den ungenügenden Wasserverhältnissen am Bauplatz.
1956 wurde durch den Rat des Bezirkes Karl-Marx-Stadt sowie dem Rat des Kreises Stollberg und Vertretern des Rates der Stadt Stollberg eine erneute Besichtigung des Bades vorgenommen. Die Kommission kam zu der Feststellung, dass die Baderäume ausreichen und nach einer Generalüberholung noch als zeitgemäß zu betrachten seien. Da eine Kapazitätserweiterung nicht erforderlich sei, wären nur die Heizräume und Kesselanlage zu verändern. Die hierfür benötigten Mittel würden dabei kaum 50 % der Kosten eines Neubaues erreichen. Der Rat der Stadt beauftragte daraufhin den Architekten Erhard Bach mit der Projektierung des Umbaues.
Zu diesem Zeitpunkt waren die Verhältnisse, unter denen die Kollegen des Wannenbades arbeiten mussten, eigentlich unverantwortlich. Um Kosten zu sparen, hatte sich das Ehepaar Mehlhorn, die viele Jahre die Betreiber des Bades waren, Jahr für Jahr bereit erklärt, die benötigten Decken und Handtücher selbst zu waschen.
1959 bis 1964 erfolgte die Erweiterung und Vertiefung des Heizraumes, die Erstellung eines neuen Schornsteins zwecks Aufstellung einer neuen Niederdruckdampfkesselanlage. (03.07.1975)
1965 folgten dringende Malerarbeiten.
Nachdem der Wandel der Zeit das Wannenbad nicht mehr nötig gemacht hatte, wurde dort mehr medizinischen Bädern Beachtung geschenkt. Dazu kam später die vermehrte Nachfrage nach physiotherapeutischen Behandlungen. Die Räumlichkeiten waren aber eines Tages selbst dafür nicht mehr nutzbar.


