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Carl-von-Bach-Gymnasium Schild

Das königliche Lehrerseminar

Am 02.11.1865 petitierte die Stadt Stollberg in einem Beschluss unter dem damaligen Bürgermeister Augustin in Dresden für das Lehrerseminar. Zwei Jahre später, am 08.06.1867, wendet sich die Stadt Stollberg an König Johann, bekommt aber eine abschlägige Entscheidung zugunsten der Stadt Schneeberg. Am 22.07.1897 wird ein weiteres Gesuch gestellt. Endlich am 12.01.1899 kommt es zur Vertragsunterzeichnung des Königlich-Sächsischen Staatsfiscus mit der Stadt für die Errichtung des Lehrerseminars. Große Verdienste in Verbindung mit dem Bau erwarb sich der Stadtrat Uhlmann, da er als Abgeordneter am 09.03.1900 in der II. Kammer die Errichtung vertreten hat. Am 15.10.1900 genehmigt das Ministerium für Kultus durch Verordnung die Bauausführung. Die Errichtung des Baues wurde am 17.12.1900 an den Baumeister R. Simon aus Stollberg übertragen. Der Bau der Turnhalle am Seminar begann am 13.09.1901, das restliche Baugeschehen vollzog sich von 1901 bis 1903. Das im Jugendstil errichtete Gebäude wurde am 22.04.1903 feierlich eingeweiht.

Im Juni 1922 erfolgten die Auflösung des Seminars und die Bildung einer Oberschule mit Realschulzug. Während des Kriegsgeschehens 1942 dienten die Aula und das oberste Stockwerk der Schule als Lazarett. 1947 wurde die Oberschule wieder eröffnet und war dann bis 1989/90 erweiterte Oberschule mit dem Namen „Hans Beimler“. Am 19.05.1947 fand die feierliche Gründungsveranstaltung der Kreisvolkshochschule statt, die bis heute die Räume für ihre Lehrgänge mit nutzt. Danach wurde aus der EOS Gymnasium und am 08.03.1997 wurde das Gymnasium anlässlich seines 100. Geburtstages in „Carl-von-Bach-Gymnasium“ umbenannt.

1953/54 wurden umfangreiche Renovierungsarbeiten an der Schule durchgeführt. 1959 nahm dann im Gebäude die Oberschule III ihre Arbeit auf. Später wurde die Allgemeinbildende Polytechnische Oberschule III – Goetheschule aufgrund von Überbelegung in die Alfred-Kempe-Oberschule, heute Altstadtschule, integriert. Nach der Kreisvolkshochschule war sie die dritte Bildungseinrichtung in diesem Gebäude. 1960 entstanden sogenannte B-Klassen, in denen die berufliche Grundausbildung in der 10. Klasse begann. Die Ausbildung für Beruf und Schule dauerte vier Jahre und zählte als Abitur.

Seit Jahrzehnten finden die Stollberger Meisterkonzerte in der Aula statt. Außerdem war der Gymnasiumchor unter Leitung von Katharina Kutschera über Grenzen hinaus bekannt.

Es wurden große Anstrengungen zur Werterhaltung des Gebäudes unternommen. Die Arbeiten laufen unter dem Gemeinschaftswerk „Aufschwung Ost“ und beinhalten die Grundmauersanierung, Trockenlegung, Umstellung von Kohleheizung auf Ölheizung, Einbau eines Sanitärtraktes in der alten Turnhalle, Einrichtung eines Computerkabinetts und die Ausrüstung aller Zimmer mit Overhead-Projektoren.

Als Ersatz für die alte Turnhalle, die nicht mehr den heutigen Anforderungen entsprach, wurde eine neue Dreifeldsporthalle neben dem Gymnasium gebaut. Im September 2005 wurde dazu der erste Spatenstich gemacht und im September 2006 fand die feierliche Einweihung statt.

Architektonische Besonderheiten und Baugeschichte

Schöpfer des Baues war der Finanz- und Baurat Canzler. Er hatte auch die Oberleitung inne. Im ersten Bauabschnitt wurde der Rohbau gefertigt. Dies unter Baurat Gelbrich und Regierungsbaumeister Lautensack. Örtlicher Bauführer war ein Herr Eisenreich.

Der zweite Bauabschnitt umfasste die innere Ausstattung und Einrichtung. Die spezielle Bauleitung hierfür hatte der Regierungsbaumeister Steinz und die örtliche Bauleitung Bauführer Schumann.

Die Hauptfront ist in südöstlicher Richtung dem Park und Stadtzentrum zugekehrt. Der Mittelbau tritt durch künstlerisch ausgestattete Sandsteinarbeiten hervor. Das Untergeschoss wurde mittels Cyklopenmauerwerk errichtet und für die Tür- und Fenstersohlbänke und den Treppenaufgang zum Portal wurde Granit bzw. Main-Sandstein verwendet. Den künstlerischen Mittelbau ziert am Abschluss oben ein Medaillon als schöner Frauenkopf in Steinarbeit. Als Sinnbild für die Lehr- und Bildungsstätte wurde eine Eule mit gespreizten Flügeln und einem Bande mit den sinnlichen Worten Herders LICHT – LIEBE – LEBEN in Stein gemeißelt.

Im Bogenportal thront das Königlich-Sächsische Wappen mit der Inschrift A.R. Dies soll bedeuten, dass es ein Staatsgebäude ist und unter der reich gesegneten Regierung König Alberts erbaut wurde. Eine Inschrift im hinteren Mittelbau lautet: SOHL DEO GLORIA. Dieser Schriftzug sollte in den 60er Jahren beseitigt werden. Steinmetzmeister Scheunert hat ihn aber in alter Pracht wieder erstehen lassen.

Ein Dachreiter mit Ziffernuhr auf allen vier Seiten ist mit einem helltönenden Glöckchen versehen. In den Eingangsbereichen stehen mächtige Säulen mit großen Abschlusskugeln. Die inneren Hauptgebäude sind in einzelne Flügel unterteilt und sorgen für Ruhe.

Im Erdgeschoss befanden sich damals alle Unterrichtsräume, im ersten Obergeschoss die Wohnzimmer für 196 Seminaristen und im rechten Flügel davon die Bibliothek. Im zweiten Obergeschoss des Mittelbaues befindet sich die Aula mit Kreutzbachorgel und drei Wandbildern. Die bemalten Glasfenster im Jugendstil erleben eine große Renaissance und dokumentieren im Gegenlicht ihr eigenes Leben.

Der Dresdner Kunstmaler Otto Fritzsche, bekannt geworden durch sein 1896 entstandenes Schlachtengemälde, erhielt vom akademischen Beirat den Auftrag, 18 qm Fläche zu bemalen. Es entstand das Bild „PESTALOZZI IN STAN“.

Am 15.01.1921 fand die Weihe des Ehrenmals für die gefallenen und vermissten Angehörigen der Stollberger Seminargemeinde statt. Vier Eckfiguren zeigen sehnige Jünglinge in unterschiedlichen Posen, im Mittelpunkt schwebt ein Adler, umflutet vom Strahlengold der Sonne. An den Treppenwänden wurden vier Sandsteintafeln angebracht, die in goldenen Lettern die Namen der 113 gefallenen Mitglieder des Seminars nennen.

Zur Einheit geschlossen wird das Ganze durch eine Gruppenplastik des Bildhauers Bruno Ziegler aus Chemnitz im Bunde mit Alfred Hoffmann, Bildhauer Scheunert, Baumeister Wimmer und Malermeister Kempe. Die Plastik zeigt einen hoch aufgerichteten Frontkrieger, der schützend vor zwei Reliefgruppen (härmenden Eltern und seinem bangenden Weib mit zwei Kindern) steht.

Carl-von-Bach-Gymnasium alte Zeichnung
Carl-von-Bach-Gymnasium Außenansicht
Carl-von-Bach-Gymnasium Innenansicht
Carl-von-Bach-Gymnasium Außenansicht