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Marienkirche Schild

Sie ist ein Baudenkmal aus ältester Zeit und reicht wahrscheinlich sogar bis in die romanische Zeit hinein. Die Kirche stand wahrscheinlich auf Stollberger Gemeindeland und bildete bis 1500 den Abschluss der Stadt. Merkwürdig ist, dass der Rat (Ratsrechnungen) „jährlich 16 Groschen Tempelgeld von der Oberkirchen“ erhielt als symbolischen Erbzins. Das erklärt auch die sonderbare Lage der Kirche, „indem sie der Herrengasse die weitere Fortführung versperrt und somit für den heutigen Verkehr ein schweres Hindernis darstellt“. Der früher linker Hand gelegene obere Kirchgarten, der spätere „Rektorgarten“, war der erste Friedhof. Die fensterlose Nordwestseite ersetzte wahrscheinlich ein Stück Friedhofsmauer.

Die Marienkirche war nicht nur die erste Stadtkirche, sondern zugleich die Dorfkirche des Gablenztales für Ober-, Mittel- und Niederdorf und für Ober- und Niederwürschnitz. Auch Gablenz, „eine frühe Schenkung an den Abt von Grünhain“, gehörte in dieses Kirchspiel. Hinter der Marienkirche zeigt sich ein deutlicher Besiedlungsabschnitt. Mit Ende der Herrengasse rückt die weitere Besiedlung nach links zu beiden Seiten des Baches. Diese obere Stadt auf Gemeindeland wurde nach 1500 angelegt, worauf ja die Lage der Marienkirche „außerhalb Stollbergs“ hinweist.

Der Bau besteht aus zwei Bauteilen, einer umfasst den Chorbau und war früher eine selbständige Kapelle. Von einer spätromanischen Anlage aus dem 13. Jahrhundert ist der spitzbogige Triumphbogen erhalten. Ungefähr 1400 wurde an diesem alten Bau ein Schiff angegliedert. Ende des 14. Jahrhunderts begann der Neubau des heutigen Chores mit Fünfachtel-Schluss und Kreuzrippengewölbe und in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts der Bau des Langhauses als zweischiffige dreijochige Pfeilerhalle.

Zu der bedeutendsten Ausstattung gehören der spätgotische Schnitzaltar, die Kanzel von 1600 und der Taufstein von 1647. Nordwand und Chor werden von Emporen umzogen. Die Emporen stammen aus gotischer Zeit. Im Laufe der Zeit wurden viele Reparaturen notwendig. Das schadhafte Kreuzgewölbe musste durch Unterzüge und eiserne Anker unterstützt werden. Die Marienkirche besteht aus zwei Teilen, die jedenfalls zu verschiedenen Zeiten errichtet worden sind, was die ungleiche Höhe und Breite der beiden Teile betrifft. Der örtliche, niedrigere und schmälere Teil ist der ursprüngliche und trägt auch den Turm. Die sechs oben mit Ornamenten verzierten Fenster und das in der Mitte von drei Pfeilern getragene Gewölbe gehört dem Spitzbogen oder gotischen Baustil an.

Sie war nicht nur die erste Stadtkirche, sondern zugleich Pfarrkirche der Dörfer im Gablenztal. Als Heldengedächtniskirche diente sie in Verehrung und Dankbarkeit dem Andenken der im Kriegsspiel im Ersten Weltkrieg für das Vaterland gefallenen zahlreichen tapferen Helden. Im Volksmund heißt sie auch Totenkirche. Die Kirche wurde im Stadtwappen aufgenommen. Die Marienkirche wird auch obere oder Kleine oder Gottesackerkirche, Kirche Beatae Virginis Mariae (1664) oder die Kirche zu unseren lieben Frauen unter dem Glockenturm (1559) genannt. Die älteste urkundliche Nachricht von dieser Kirche stammt aus dem Jahre 1598, wo ein neuer Turmknopf aufgesetzt und einige Notizen eingelegt worden sind. Um 1680 wurde die Kanzel gefertigt.

1833 schlug der Blitz in den Turm und in den Ortsteil der Kirche und richtete Schaden an.

1914 beantragte und genehmigte man eine Renovierung.

1990 erfolgte die Restauration mit staatlichen Mitteln. Am 25.03.1993 fand die Weihe statt.

Architektonische Besonderheiten der Marienkirche

Die heutige Anlage, ein gotischer Bau, entstand in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Sie ist errichtet auf den Grundmauern einer romanischen Kirche etwa aus den Jahren um 1225. Aus dieser Zeit erhielt sich außer den Grundmauern der sogenannte Triumphbogen, das heißt ein hoher Bogen zwischen dem Altarraum und dem Gemeindehaus im Inneren. Wahrscheinlich ist auch die merkwürdige fensterlose Nordwand ein Rest der ersten Kirche, von der man übrigens nicht weiß, wann und weshalb sie einem gotischen Neubau gewichen ist.

Wenn man zunächst das äußere Bild der Kirche betrachtet, so fallen die für die gotische Baukonstruktion typischen Strebenpfeiler auf, die besonders an den Gebäudeecken und am Chor (Altarraum) stehen. Hohe, spitzbogige Fenster geben dem Inneren das Licht. Spitzbogige Türen führen in das Haus. Das schiefergedeckte Dach ist steil; das Türmchen (Dachreiter) ist äußerst schlank und spitz ausgezogen. Im Inneren zeigen sich zwei Räume, sogenannte Schiffe, von gleicher Breite. Das bedeutet eine Merkwürdigkeit unserer Marienkirche. Denn gewöhnlich haben Kirchen jener Zeit drei Schiffe. Zweischiffige Anlagen sind selten.

Schlanke, aber doch kraftvoll wirkende Pfeiler tragen die Kreuzgewölbe. Diese sind von gleicher Höhe. Das bedeutet, wieder eine Besonderheit. Kirchen mit gleichhohen Gewölben nennt man Hallenkirchen. Sie sind typisch für die Spätgotik in Sachsen. In kühnem Schwung streben die Kreuzrippen aus den Pfeilern heraus zur Höhe. An den Wänden sitzen sie auf sogenannten Konsolen oder Tragsteinen auf, die mit menschlichen Köpfen verziert sind. In der Mitte der Gewölbe, dort, wo sich die Kreuzrippen überschneiden, ist ein sogenannter Schlussstein, der mit einem Relief geschmückt ist. Jeder Schlussstein behandelt ein anderes Thema: Sonne, Mond, christliche Symbole, Wappen von Adligen, die auf dem Schlosse Hoheneck wohnten und Geld zum Bau der Kirche gaben.

Vom Inneren her gesehen, kommen die hohen und schlanken Fenster an der Südwand und im Chor besonders gut zur Geltung. Sie sind alle spitzbogig. Schmale Pfeiler teilen die Fensterweiten auf. Oben ist sogenanntes Maßwerk. Es ist einfach, aber durchaus nicht reizlos (Pässe, Fischblasen, drei- und vierblättrige Kleeblattmotive). In jedem Fenster ist das Maßwerk anders gestaltet. Überall die typischen Merkmale der Gotik: Türen, Fenster und Gewölbe sind spitzbogig geschlossen.

An der Tür zur Sakristei zeigt sich eine spätgotische Abwandlung des Spitzbogens: ein sog. Eselsrücken. Diese Tür ist auffällig niedrig. Wir können diese Tatsache auch in anderen Kirchen und besonders in den Burgen und Schlössern aus jener Zeit beobachten. Waren die Menschen damals kleiner, oder konnten sie sich leichter bücken als wir heute?

Marienkirche
Marienkirche